Sonntag, 1. November 2015
01.11.15 Thema "Ernährung"
Essen war schon immer ein Thema in meinem Leben. In meiner Familie war Übergewicht an der Tagesordnung. Meine Mutter hat nach eigener Aussagen schon 120-130 Kilo auf die Waage gebracht (wieviel genau weiss sie nicht) und mein Vater wog zwischen 100 -110 Kilo bei 1,87 m.

Meine Schwester war die einzige Ausnahme in der Familie. Sie mochte es nicht zu essen. Als sie 5 Jahre alt war hat Ihr mein Vater deswegen einmal augenzwinkernd gesagt: "Du musst Dich zwingen zum Essen. Schau Dir Deine Schwester an. Sie zwingt sich. Ich zwinge mich, wir alle zwingen uns." Meine Schwester musste lachen und hat dann doch noch einen Bissen gegessen.



In der Schule hatte ich schon früh Spitznamen wie Fettsack oder fette Sau. Meine erste Nulldiät in einem Sanatorium war ein verzweifelter Versuch meines Vaters mich vor dem Schlimmsten zu bewahren, aber lange hielt der Sieg gegen die Pfunde nicht an.

Bis ich mit 13 Jahren die Schule wechselte, um mein Abitur zu machen. In diesem staatlich gefördertes Internat mit Heim gab es geregelte Essenszeiten. Das Chaos im Haushalt meiner Mutter lag hinter mir und plötzlich purzelten die Pölsterchen.

Von Kleidergröße 48 kam ich in kurzer Zeit auf Kleidergröße 44. Das reichte aber leider nicht um bei den Jungen Eindruck zu machen. Mit 15 Jahren beschloss ich also das Abendessen weg zu lassen, was praktisch hieß kein Essen mehr ab 14 Uhr. In den Nächten träumte ich von Buffets und aß und aß und aß. Morgens wachte ich satt auf und nahm nur ein kleines Frühstück zu mir. Mein Wunschgewicht erreichte ich damit locker, obwohl ich am Wochenende kein Halten kannte.



Im erwachsenen Leben kam ich nie wieder auf Kleidergröße 48. Allerdings schwankte mein Äußeres immer zwischen Schlank - Normal - Mobbelig. Brigitte Diät, Trennkost nach Diamonds, Vollwertkost und zuletzt Weight Watchers bewahrten mich vor dem Äußersten.

Egal wie gut das System war mit der Zeit schummelt man sich wieder hoch auf die oberste Grenze zu mobbelig. In den letzten Jahren versuchte ich durch Fahrrad fahren die Feiertags- und Urlaubssünden mit mäßigem Erfolg rückgängig zu machen.



Vor ein paar Wochen ist mir im Internet etwas Bekanntes begegnet: Intermitierendes Fasten heißt das heute. Ein Überbegriff zu dem verschiedene Arten des Kurzzeitfastens gehören. Man soll dadurch nicht nur schlanker werden, sondern auch gesünder. Der Körper scheint die Essenspause zur Regeneration sinnvoll zu nutzen. Ich erinnerte mich an das "Dinnercancelling" aus der Schulzeit und wie leicht, gesund und wohl ich mich dort oft fühlte.

Ich recherchierte weiter im Netz und entdeckte mehrere andere Methode des Kurzzeitfastens. Es muss zu meinem Leben passen - Dinnercancelling ist für mich heute nicht mehr interessant. Einmal am Tag möchte ich ein gesundes und selbst gekochtes Essen zu mir nehmen. Mir schmeckt eben am besten was ich gekocht habe und außerdem weiß ich wieviel Öle oder andere Fette verwendet wurden.



So wählte ich aus der Vielzahl der Angebote ein anderes System bei dem man ein- bis zweimal in der Woche Fastentage einlegt und zwar von Abendessen zu Abendessen. Das heißt nach einem ausgefüllten Arbeitstag esse ich eine warme Malzeit. Und zur Belohnung brauche ichbei Beginn, am frühen Morgen, kein Essen zu richten.

Immerhin dauert das jeden Tag 20 Minuten um die Brote zu schmieren und mein Müsli mit ganz viel Obst vor zu bereiten. Das Wochenende wird weiterhin eine lockere Zeit mit Kuchen und anderen Leckereien ohne Reue.



Bisher sind die kneifenden Hosen schon merklich lockerer geworden und die "Fastentage" machen Spaß weil ich mich unabhängiger von Thema Essen fühle.

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