Dienstag, 9. September 2014
09.09.14 Thema "Achtsamkeit"
Vor einigen Jahren habe ich beim Gespräch mit einem Freund entdeckt, dass es in seinem Kopf völlig anders zugeht als in meinem. Bis dahin war ich der Meinung Menschen sind weitgehend gleich, was die Art und Weise der inneren Vorgänge anbelangt.



Bei mir jagd ein Gedanke den anderen. Es geht zu wie auf der Autobahn, wenn ich nicht gerade meditiere. Mein Gegenüber erzählte, dass er manchmal über lange Strecken an gar nichts denkt. „Wie, du denkst an nichts? An irgend etwas musst Du doch denken?“ „Nein, oft ist es still in mir.“ Erst wollte ich das gar nicht glauben, aber er neigt nun gar nicht dazu etwas zu behaupten was nicht stimmt.

Meine Ungläubigkeit schlug nach einer Weile in Bewunderung um, denn eben diesen Zustand strebe ich ja mit meinen Meditationsübungen an, aber er versicherte mir, dass er diese Tatsache eher beunruhigend findet und keineswegs Vorteile darin sieht.

Erstaunlich, dass diese inneren Vorgänge so unterschiedlich sind. Zwar bewertet jeder Menschn anders und hat seine eigene Sicht der Dinge, aber dass das „Wie“ ebenfalls so variieren kann fand ich spannend.



Am Wochenende haben wir nochmals über ein ähnliches Thema gesprochen. „Wie erlebt ihr Euch im Traum? Seid ihr immer Mann bzw. Frau? Eine Person oder mehrere?“ Habe ich Freunde gefragt. Bisher bin ich die einzige aller Befragten, die das Geschlecht wechselt. Oft wechsele ich es sogar innerhalb eines Traumes. Ausserdem kann ich in einer Szene mit drei Personen die Perspektive abwechselnd von allen drei einnehmen.

Mir ist klar geworden, dass ich auch ausserhalb meiner Träume ein Mensch bin, der sich in andere hinein versetzt. Während einer Erzählung scanne ich meine Vergangenheit nach ähnlichen Erfahrungen wie das Erzählte ab und versuche zu solch einer Situation Gefühle abzurufen.

Mich interessiert so sehr was im anderen vor geht, dass es zu ähnlichen Phänomenen wie bei einem Kinobesuch kommt. Alles um mich herum tritt in den Hintergrund und ich nehme meine Umgebung ausserhalb des Gespräches kaum noch wahr. Die Gegenwart verschmilzt mit der Phantasie.

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