Donnerstag, 5. Juni 2014
05.06.14 Thema "Eigenliebe"
Eine Freundin berichtete mir von einer gemeinsamen Bekannten, die sehr häufig mit dem Tennisschläger unter dem Arm Richtung Sportplatz unterwegs sei. Zwar könne sie nicht mehr gut laufen, aber Tennisspielen ginge noch.

Das erstaunte mich und ich fragte nach. Meine Freundin hatte schon öfter Tourniere gespielt und berichtete, dass dieses Phänomen kein Einzelfall sei. Spieler mit viel Erfahrung können ihren Wissensvorsprung so geschickt einsetzen, dass der Gegner so sehr mit Laufen beschäftigt ist, dass es kaum mehr möglich ist den Ball gezielt zurück zu schlagen. Das endet dann meist mit einem Retourschlag in die gleiche Richtung von dem der Ball kam.

Stimme und Körperhaltung meiner Freundin liessen deutlich den Frust wieder aufleben, den sie mit solchen Gegnerinnen gehabt hatte. Die Empörung, dass die "alten Hasen" nicht rechtszeitig abtreten können schwang deutlich mit.

Ähnliches wusste eine Kollegin beim gemeinsamen Abteilungsessen zu berichten. Sie verkündete laut, dass sie eines Tages (in 15 Jahren) auf gar keinen Fall, so wie Kollege XY, an ihrem Posten hängen würde, wenn es doch eindeutig Zeit sei Platz für eine jüngere Kollegin zu machen.

Ich bin in beiden Fällen anderer Meinung. Warum nicht den Vorteil der Erfahrung nutzen? Warum sollte man sich bescheiden zurück ziehen, wenn man sich noch einbringen kann und tatsächlich besser ist als die anderen?

Die Alterspyramide zeigt deutlich, dass sich in Zukunft auch ältere Menschen noch länger aktiv am Arbeitsleben beteiligen könnten. Natürlich ist das eine Entscheidung, die von Fall zu Fall getroffen werden muss. Pauschalisierungen helfen sicherlich nicht.

Der Grad zwischen Eigenliebe und Egoismus ist manchmal schmal. Bei genauem Hinsehen gibt es aber oft eine Lösung die dem Einzelnen und der Gesellschaft nutzt.

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