Freitag, 27. Juni 2014
27.06.14 Thema "Ich"
Diese Woche stehe ich vor unserer Haustür, da fährt ein LKW vorbei. Der Fahrer hat das Fenster herunter gekurbelt und schimpft laut und aggressiv.

Nahe vor ihm fährt ein kleinerer Lieferwagen, dieser Fahrer hat die Hand nach draußen gestreckt. Ich konnte sie nicht genau erkennen, hatte aber den Eindruck, dass es eher eine entschuldigende Geste, als eine beleidigende war.

Der LKW-Fahrer bedrängt den Vordermann und nun kann ich auch hören was er zum Fenster heraus brüllt: "Ich bring Dich um! Ich mach Dich kalt Du ....!!!"

Strassenverkehr

Mir bleibt die Szene im Kopf hängen. Was denkt sich ein Mensch, der in der Wut, solche Drohungen ausspricht?

Vor vielen Jahren habe ich in der Verwaltung einer Bank gearbeitet. Die Kolleginnen, die mit mir im Großraumbüro arbeiteten mussten, hatten z.T. rechtlich schwierige Fälle zu bearbeiten.

Sie wurden darauf hin gewiesen, dass "Wissen" in diesem Unternehmen eine Holschuld sei. Eine von diesen Frauen hat sich ein Handbuch schicken lassen, dass mehrere Kisten umfasste. Sie war permanent frustriert, weil die Unterlagen schwer verständlich waren und scheinbar niemand ihr weiter helfen konnte.

Wir alle waren es schon gewohnt, dass sie ständig Flüche und Morddrohungen von sich gab. Eines Tages hielt sie plötzlich inne und sagte: "Oh Gott, habt ihr gehört was ich da rede? Das kann ja nicht sein, dass ich so bin...Ich muss dringend etwas tun!"

Wut kann zur Gewohnheit werden. Im Buddhismus spricht man davon "Wutsamen". Wie bei Pflanzensamen kann man sie gießen und pflegen oder annehmen, dass es sie gibt und ihnen keine weitere Beachtung schenken: "Ich bin wütend, ich bin ein Mensch, ich kann mich entscheiden ob ich diese Gedanken, die mich wütend machen weiter verfolge oder nicht."

Mit zunehmender Gewohnheit ist es allerdings schwierig sich von diesen Gefühlen zu trennen, weil sie schon zu einem Charakterzug geworden sind.

Weg zwischen Baeumen

Meditation regelmäßig zu üben kann helfen unerwünschte Gefühle, wie Wut, Frustration oder Schuldgefühle zu erkennen und zu mildern.

Manchmal ist es aber auch hilfreich über mein Selbstbild nach zu denken, oder noch allgemeiner: Wer bin "ich" eigentlich? Was macht mich aus? Bin ich meine Wut oder andere Gefühlszustände? Warum gerate ich so ausser Kontrolle?

Baumgruppe

Über das Thema "Was ist dieses Ich?" gibt es sehr interessante Gedankengänge im Buddhismus, die auch einem Nichtbuddhisten die Gelegenheit geben einen Schritt zurück zu treten und Urlaub zu machen vom Ich. Da kommen Gedanken wie: "Wer bin ich (hier) eigentlich?" Oder "Was rege ich mich eigentlich so auf" ganz selbstvertändlich

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