Sonntag, 14. Februar 2016
14.02.16 Thema "Ich"
Manchmal scheint ein Anlass oder ein Wort so unbedeutend und doch markiert er oder es eine Kehrtwende für uns.

So ging es mir schon ein paar Mal im Leben. Zuletzt sorgte ein unschuldiges Wort dafür, dass ich daran ging mich wieder mehr mit dem Mentaltraining zu beschäftigen. Das Wort heißt "Selbsthingabe". Wir beide sind uns in einem Buch begegnet,.

Bis dahin kannte ich nur das Wort "Hingabe", aber "Selbsthingabe"?

Bedeutet das nun, dass ich mich selbst hingebe? Aber das tue ich doch ohnehin. Schon das Wort Hingabe bedeutet ja, dass ich mich für eine Sache, eine Organisation oder einen Menschen hingebe.

Also warum noch einmal dieses "Selbst" in diesem Zusammenhang.

Es muss sich also dabei um das Hingeben an mich selbst handeln.... aber wie gebe ich mich mir selber hin?

Mir erschien das sehr merkwürdig.

In dem Buch ging es darum seine Ziele zu erreichen und zwar durch "Selbsthingabe".

In meinem Fall bedeutet das, dass ich mich gedanklich mehr meinen Zielen und meinen Gefühlen beschäftige, denn nur wer an sich und seine Zielerreichung glaubt kann auch etwas bewirken.

Eine gelassene innere Sicherheit ist ein guter Nährboden um Vorstellungsbilder in die Tat um zu setzen. Und da bin ich dann wieder bei meinem Mentaltraining angelangt. Zur Zeit ein Steckenpferd das in Warteposition steht. Zwar gibt es immer noch die morgentliche "blaue" Stunde mit Entspannungs-CD und Visualisierung, ab und an eine Lektion bei Neuronation um das Gehirn zu trainieren, aber die abendliche Serie wird gerne jeden Tag übers Internet konsumiert und lässt mich für den Rest des Abends über fiktive Personen und deren fiktive Probleme grübeln. Das muss ja nun wirklich nicht sein.

Das Wörtchen "Selbst-Hingabe" hat es mir angetan. Ich gehe nun mit meiner Zeit anders um und habe meine Freizeitpläne geändert. Es gibt jetzt wieder mehr Raum und Zeit für Spiele und Spaß in meinem Leben.

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Samstag, 31. Januar 2015
31.01.15 Thema "Ich"
In den 80ern haben wir noch geglaubt der Mensch sei mit 20 Jahren bereits fertig mit seiner Charakterbildung. "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr", war die gängige Vorstellung, die unsere Lehrer an ihre Schüler vermittelten und ich lernte noch, dass sich Gehirnzellen nicht mehr verändern (andere Zellen schon).

In den frühen 90ern betrieb ich Traumdeutung und in Verbindung damit eifrige Selbstreflektion. Schließlich hatte ich meine Kindheit auf zu arbeiten. Ende der 90er erfuhr ich näheres über das positive Denken und war zunächst in heftiger Ablehnung gefangen. "So' n Quatsch!" war mein wiederholter Kommentar.

Amaryllis

Dann entdeckte mein damaliger Lebensgefährte "Gespräche mit Seth" von Jane Roberts in unserer Stadtbibliothek. Zunächst habe ich mich schlapp gelacht: "Gechannelte Bücher? So´n Quatsch!"
Mein Blick hinein amüsierte mich nicht so sehr wie ich gedacht hatte. Es erstaunte und überraschte mich vielmehr. Die Autorin schrieb auch Science Fiction, aber konnte ein Mensch eine derart blühende Phantasie haben und solch phantastische Gedanken hegen?

In der Folgezeit las ich viele Bücher über positives Denken und stellte fest, dass diese Lebensphilosophie viel differenzierter und anspruchsvoller sein konnte, als ich es für möglich gehalten hatte.

Entspanungstechniken wie Meditation, Selbstbeobachtung und Gedankenkontrolle rückten immer mehr in den Fokus meines Interesses. Inzwischen hatte ich auch eine Ausbildung in Hypnosetherapie absolviert. Mein Welt- und Selbstbild änderte sich immer weiter.

Meditation lag zunächst nur nahe, nachdem ich mich mit Phantasiereisen beschäftigt hatte. Der nächste logische Schritt war die Zen-Meditation. Nachdem ich mich mit Hypnosesprache beschäftigt hatte und zahlreiche Trancetexte und CD`s zum Thema verfasst habe war Zenmeditation der Gipfel der Dreistigkeit. Hier ging es plötzlich darum die Gedanken zu reduzieren und einzig allein die Atmung (oder mein Inneres) zu beobachten.

Im Zen-Zentrum unserer Stadt saß ich mit meiner besten Freundin vor einer kahlen Wand und uns schliefen die Beine ein. Uns hat der Schnupperabend dort nicht so gut gefallen. Die Erklärungen waren spärlich und die Mitglieder kühl und unnahbar, aber die Zen-Meditation, darin waren wir uns einig, war das beruhigenste was uns jemals begegnet war.

Im Zen-Buddhismus geht es, wie im positiven Denken darum, dass wir unsere Gedanken beobachten und lenken. In der fernöstlichen Philosophie bezweckt man damit die Heranbildung eines ausgeglichenen, zufriedenen Menschen, der im Hier und Jetzt Zuversicht, Mitgefühl und Besonnenheit ausstrahlt.

Im positiven Denken nutzt man ebenfalls Meditationstechniken um ein glücklicher Mensch zu sein, der in Folge Wohlstand, Gesundheit und Liebe in sein Leben zieht.

Eine Blume - viele Blüten

In beiden Philosophien glaubt man daran, dass durch die gewohnheitsmäßig gedachten Gedanken der Charakter herangebildet oder zumindest maßgeblich beeinflusst wird. Der Charakter aber beeinflusst meine Umgebung, mein Hier und Jetzt, meine Mitmenschen und meine Zukunft.

Die moderne Hirnforschung gibt beiden Philosophien recht, indem sie das Konzept der ""Neuroplastizität" entdeckt und nachweisst, dass das menschliche Gehirn sich sein ganzes Leben lang verändert und ein Gehirntraining bis ins hohe Alter sinnvoll ist. Meditation ist nun auch hier eine anerkannte Form des mentalen Trainings. Zur Entwicklungsgeschichte dieser Thesen gibt es ein spannendes und unterhaltsames Buch, das ich sehr empfehlen kann: "Warum wir fühlen, wie wir fühlen" von Richard Davidson und Sharon Begley.

Vielseitiges Ich - vielseitige Sicht

Die Ironie der Geschichte liegt nun darin, dass Zen-Buddhismus und positives Denken (zumindest bestimmte Teile daraus siehe z.B. The Masterkeysystem von Ch. Haanel)) zwar ähnliche Ansichten über die Formbarkeit des Inneren hegen und ähnliche Techniken nutzen, aber entgegengesetzte Ziele haben.

Im Zen möchte man gerne Konzepte, auch das "Ich-Konzept", auflösen und sich im Hier und Jetzt verwurzeln, während man in bestimmten Richtungen des positiven Denkens eine Formung des Charakters anstrebt und damit die eigenen (egoistischen) Ziele in der Zukunft verwirklichen möchte. Beide Richtungen streben aber ein harmonisches und friedliches zwischenmenschliches Miteinander an.

Link zum Thema "Auflösen von Konzepten" im Zen (nach Thich Nhat Hanh):

Have you developed theories of the universe:
https://www.youtube.com/watch?v=M-6kvVOybIY

How to let the self die - is God good?
https://www.youtube.com/watch?v=ASYIiDuZ6xU

"Wir sind was wir denken. Alles was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt." Siddhartha Gautama (Buddhismus)

"Im versteckten Raum des Gedankens sind Ursache und Wirkung so absolut und unbeirrbar wie in der Welt der sichtbaren und materiellen Dinge.
Geist ist der Meisterweber, sowohl der inneren Kleider des Charakters, als auch der äußeren Kleider der Umstände." James Allen (positives Denken)

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Freitag, 11. Juli 2014
11.07.14 Thema "Ich"
Heute morgen stand ein Kollege vor der verschlossenen Tür. Ich öffnete für ihn vorzeitig. Ein wenig durcheinander erklärte er mir, warum er seinen elektronischen Schlüssel vergessen hatte. Ein Flug war ausgefallen und nun sah sein Arbeitstag ganz anders aus als geplant.

Mir tat er ein wenig leid, aber wir kennen uns nun auch nicht so gut, dass es angebracht gewesen wäre noch mehr Worte zu wechseln. In seiner Position lässt man sich natürlich nichts anmerken - Flexibilität wird erwartet, aber einen kleinen Ruck im Inneren gibt es wohl in jedem von uns, wenn etwas ganz anders läuft als geplant.

Bei mir dauert es meist eine Weile bis ich begreife: Hopla, der Tag läuft nicht so wie gedacht und das gibt mir mehr Raum für anderes. Habe ich es erst begriffen ist es unglaublich befreiend.

Dennoch ist es jedes Mal von Neuem verführerisch. Der Geist macht einen Plan, hackt sich darin fest und verliebt sich in diese Vorstellung. So ist es mit dem Tagesablauf, so ist es aber auch mit dem Bild, dass ich mir von mir mache.

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Mittwoch, 9. Juli 2014
09.07.14 Thema "Ich"
Zwei Freunde vereinbaren miteinander: Wer zuerst stirbt, erscheint dem anderen und sagt ihm, wie es ist.

Tatsächlich hält sich der zuerst Verstorbene daran und erscheint dem Freund. Dieser fragt neugierig: „Na, wie ist es denn nun?“

„Ganz anders“, sagt der Freund und verschwindet wieder.

Kampf um einen Platz auf dem Sonnenhut

Diese Woche erhalte ich eine Mail von einem 37 jährigen Mann (12 Jahre jünger als ich)über ein Singleportal: „Weißt Du eigentlich, dass Du eine sehr sympatische Ausstrahlung hast? Und ein hübsches Gesicht hast Du auch. Ich frag mal ganz keck: Wie ist eigentlich das sexuelle Verlangen in Deinem Alter im Vergleich zwischen 20 und 30 Jahren?“

Auf solche Fragen antwortet man am besten gar nicht, oder ganz allgemein. Da ich mich gerne schreiben höre, entscheide ich mich für letzteres.

Zunächst: Die Frau, die ich mit 20 oder 30 war, gibt es nicht mehr. Den Sex, den ich mit 20 oder 30 hatte, den gibt es, Gott sei Dank, auch nicht mehr (in meinem Leben).

Mein Blick hat sich verändert generell und natürlich auch bei diesem Thema. Das Verlangen hat sich definitiv verändert. Es ist nicht mehr so drängend. Mir ist das ganze Thema nicht mehr so wichtig. Das geht mir aber mit vielen Themen so. Ob ich mich jetzt im Moment wohl fühle, das ist wichtig, mit was oder mit wem ist nicht wichtig.

Schildkroeten, gemeinsames Sonnenbaden

Ich weiss heute genau was ich will. Früher wusste ich nur immer was die anderen gerne hätten (oder habe wenigstens geglaubt ich wüsste es). Zwischen 20 und 30 war mir wichtig, dass alle mit mir zufrieden sind und dass ich möglichst schon im Vorhinein deren Gedanken lesen könnte, damit ich mich genau so verhalten kann, wie es am besten für alle ist.

Heute bin ich egozentrisch – meine Welt kreist um mich. Das dürfen die anderen gerne mit sich selbt ebenso machen. Ich bin davon überzeugt: Nur so kann eine Beziehung (oder auch nur eine Interaktion) wirklich funktioniert, indem man dem anderen und sich selbst Freiraum gibt und ehrlich miteinander umgeht.

Biene

Würde ich meinem 20jährigen Ich erscheinen und sollte ihm sagen, wie das Leben mit 49 Jahren so ist, müsste ich sagen: „Ganz anders!“

Oder noch genauer: „Viel schöner!“

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Sonntag, 6. Juli 2014
06.07.14 Thema "Ich"
Beim Besuch einer Freundin haben wir zusammen alte Fotoalben angesehen. Ihre erstaunte Feststellung war, dass ich auf jedem Bild anders aussehe... Andere Frisur, anderes Gewicht, anderes Alter, vieles wirkt auf uns ein und das Spiegelbild zeigt im Laufe der Jahre die verschiedensten Gesichter.

Photoalbum

Wir verändern uns, nicht nur äußerlich. Bin ich innerlich ausgeglichen beantworte manche Frage völlig anders als in einer wütenden oder traurigen Stimmung. Kinder wissen meist sehr genau wann sie ihre Eltern um etwas bitten müssen und wann man seine Frage um Erlaubnis besser verschiebt.

So ist das scheinbar statische Bild, das wir uns oft voneinander machen, eine Illusion

Eulenspiegel

Unser Körper tauscht jeden Moment Sauerstoff und Stickstoff mit der Umgebung. Nahrung und Flüssigkeit wird verarbeitet und wieder ausgeschieden, Zellen entstehen, werden alt, um dann ausgetauscht zu werden.

So manch ein Freund oder Bekannter kann uns für ein Thema interessieren das wir zuvor nicht beachtenswert fanden.

Alles fließt, das "Ich" ist gar kein "Ich", sondern ein interaktives Hin und Her und Weiter.

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Samstag, 5. Juli 2014
04.07.14 Thema "Ich"
Heute Abend gibt es bei mir auch Gemüsesuppe. „Auch“ schreibe ich, weil ich per SMS von der Magenverstimmung einer Freundin erfahren habe und dass sie heute das erste Mal feste Nahrung zu sich nimmt, nähmlich: Gemüsesuppe.

Ich wiederum habe beschlossen abends leichte Kost zu mir zu nehmen, um in den Sommersachen in den nächsten Wochen eine bessere Figur zu machen.

Gemuesesuppe

Aus meiner Lieblingsbuchhandlung habe ich heute etwas aussergewöhnliches mitgenommen: Ein Buch über die Freundschaft zwischen dem Kater Bob und James Bowen.

Aussergewöhnlich ist sicherlich das Buch, aber auch die Tatsache, dass ich solch ein Buch lese, denn 1. behaupte ich immer von mir nicht tierlieb zu sein und zweitens lese ich normalerweise nur praktische Lebsnratgeber oder Sachbücher.

Die Geschichte geht mir zu Herzen und ich bin sehr ergriffen. Da wird es wohl nichts mit dem achtsamen Suppeschlürfen... Heute wird sie eher hastig hinein gelöffelt.

Ich verliere mich, wie immer, wenn ich mich in solche Geschichten hinein vertiefe. Das geht ganz schnell. Plötzlich bin ich nicht mehr da und finde mich im Körper des Helden wieder, dessen Geschichte ich lese.

Zwischenzeitlich tauche ich auf und erinnere mich daran: Ich bin eine Frau, 49 Jhre alt, lebe in einer schönen Wohnung in Mannheim und bin zufrieden mit meinem Leben...

Dieses Gefühl "weg zu tauchen" ist unangenehm. Es dauert einige Zeit nach dem Lesen bis ich wieder ein Gespür für mich bekomme. Dennoch ist es auch phaszinierend meinem Leben zu entschlüpfen und eine ganz andere Welt kennen zu lernen. Ein gewisses Suchtpotential ist durchaus vorhanden.

Im Kino geht mir das ebenso, aber dort ist des Abdriften noch intensiver, weil ich keine Pausen machen kann, um zwischenzeitich wieder zu mir zurück kehren.

Zahlreiche Gespräche mit Freunden, Familie und Bekannten haben ergeben, dass es nur wenige Menschen gibt, die das Phänomen des Abtauchens so intensiv erleben wie ich, aber vielleicht ist es unter phantasiebegabten Bloggern anders?

Kennen Sie dieses Gefühl der vollkommenen Selbstvergessenheit auch?
Ja, so wie beschrieben kenne ich es auch beim Lesen und Filme sehen.
Ja, ich kenne es, aber nur bei anderen Tätigkeiten, wie z.B. Gartenarbeit
Ja, ich kennen es beim Lesen, Filme sehen und anderen Tätigkeiten
Nein, so intensiv kenne ich es nicht bzw. nur ansatzweise
Nein, ich kenne das gar nicht

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Created by glueck-lich on 2014.07.05, 00:22.

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Mittwoch, 2. Juli 2014
02.07.14 Thema "Ich"
Der Tod eines Kollegen und die Erkrankung einer Kollegin machen mir in dieser Woche klar wie vergänglich alles ist.

In Buddhismus wird das Leben manchmal mit dem Zyklus des Wassers verglichen. Je nach Aggregatszustand sind wir hier oder da zu finden (im Diesseits oder im Jenseits).

Wolken

Regentropfen

Eine weitere Metapher bietet die Welle im Meer. Wir steige aus dem Meerwasser auf, gehen der Spitze unseres Lebens entgegen, verflachen dann, um am Ende im Meerwasser zu verschwinden.

Nordsee

Den letzten Vergleich fand ich besonders interessant, denn in der Wirtschaft wird der Lebenszyclus eines Unternehmens ja auch mit einer wellenförmigen Kurve verglichen.

Watt

Ob ich das tröstlich finde weiss ich nicht, aber es leuchtet mir ein. Alles befindet sich stets im Wandel und irgendwo müssen wir ja sein, wenn wir nicht gerade eine Welle sind...

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Sonntag, 29. Juni 2014
29.06.14 Thema "Ich"
"Es wird Zeit, dass wieder regnet!" Sagt ein Kollege und geht an meinem Empfang vorbei - schon ist er hinter der Tür verschwunden.

Ich sehe ihm erstaunt nach. Das hat bisher noch niemand verlangt, alle wollen Sonnenschein und blauen Himmel. - 'Muss wohl ein Gartenfreund sein' geht mir durch den Kopf.

Heute morgen war es dann soweit. Als ich aufstehe hat es schon eine Weile geregnet. Es war mir gar nicht so unangenehm wie ich vermutet hatte.

Die Unordnung von Blätter und Wasserpfützen waren schnell beseitigt als es aufklarte. Ich rettete die nach aussen gehängten Pflanzen in den Innenbereich... Und schnupperte glücklich den Duft der geklärten Luft. Ein angenehmes Windchen mit süß schmeckender Luft zog durch meine Wohnung - alle Fenster waren geöffnet. 'Wie angenehm!'

Mein Balkon ist gut geschützt, also konnte ich darauf sitzen und dém Trommeln der Regentropfen lauschen. Drinnen war es ebenfalls gemütlich. Das wurde ein langsamer und gemütlicher Tag.

Zwischenzeitlich kam die Sonne durch und am Himmel wechselten dunkelblaue Wolken mit hellblau und Sonnenstrahlen.

Nachmittags schlug ich im Cafe die Bücher auf und führte mein Notizbuch. Immer wieder hielt ich inne, dachte über das Gelesene nach, stützte meinen Kopf mit dem Arm und streichelte ab und an meine Stirn um irgendwie diese wundersamen Gedanken ganz in mich auf zu nehmen.

Wo befindet sich das Ich?
Bin ich noch das Mädchen von 5 Jahren? - Nein!
Bin ich es nicht? Ich bin es und ich bin es nicht!
Wenn ich eine Kerze anzünde und die Flamme anschließend lösche, ist die erneut entfachte Flamme dann die zuvor entfachte oder nicht? - Nein sie ist es nicht, aber sie ist auch nicht ganz unterschiedlich.

Ich liebe es wenn diese Gedanken mich schwindlig machen - es ist so ganz anders als das analytische Geradeausdenken, das ich gewohnt bin.

Bin ich mein Körper? Bin ich mein Geist? Bin ich mein Charakter/Persönlichkeit? Bin ich meine Stimmung/Gefühle?

In guter Stimmung kommen jedenfalls andere Charakterzüge zum Tragen als in schlechter... Und meine Stimmung beeinträchtigt die Interaktionen mit anderen Menschen und meine Interpretation dazu...

Später packe ich meine Sachen zusammen und bemerke wie angenehm leer und ruhig die Stadt ist.Public Viewing sei Dank! Da erlebe ich die Stadt einmal so, wie man sie normalerweise nur erleben kann, wenn man ganz früh am Morgen aufsteht und "Ich" liebe das!!!

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Freitag, 27. Juni 2014
27.06.14 Thema "Ich"
Diese Woche stehe ich vor unserer Haustür, da fährt ein LKW vorbei. Der Fahrer hat das Fenster herunter gekurbelt und schimpft laut und aggressiv.

Nahe vor ihm fährt ein kleinerer Lieferwagen, dieser Fahrer hat die Hand nach draußen gestreckt. Ich konnte sie nicht genau erkennen, hatte aber den Eindruck, dass es eher eine entschuldigende Geste, als eine beleidigende war.

Der LKW-Fahrer bedrängt den Vordermann und nun kann ich auch hören was er zum Fenster heraus brüllt: "Ich bring Dich um! Ich mach Dich kalt Du ....!!!"

Strassenverkehr

Mir bleibt die Szene im Kopf hängen. Was denkt sich ein Mensch, der in der Wut, solche Drohungen ausspricht?

Vor vielen Jahren habe ich in der Verwaltung einer Bank gearbeitet. Die Kolleginnen, die mit mir im Großraumbüro arbeiteten mussten, hatten z.T. rechtlich schwierige Fälle zu bearbeiten.

Sie wurden darauf hin gewiesen, dass "Wissen" in diesem Unternehmen eine Holschuld sei. Eine von diesen Frauen hat sich ein Handbuch schicken lassen, dass mehrere Kisten umfasste. Sie war permanent frustriert, weil die Unterlagen schwer verständlich waren und scheinbar niemand ihr weiter helfen konnte.

Wir alle waren es schon gewohnt, dass sie ständig Flüche und Morddrohungen von sich gab. Eines Tages hielt sie plötzlich inne und sagte: "Oh Gott, habt ihr gehört was ich da rede? Das kann ja nicht sein, dass ich so bin...Ich muss dringend etwas tun!"

Wut kann zur Gewohnheit werden. Im Buddhismus spricht man davon "Wutsamen". Wie bei Pflanzensamen kann man sie gießen und pflegen oder annehmen, dass es sie gibt und ihnen keine weitere Beachtung schenken: "Ich bin wütend, ich bin ein Mensch, ich kann mich entscheiden ob ich diese Gedanken, die mich wütend machen weiter verfolge oder nicht."

Mit zunehmender Gewohnheit ist es allerdings schwierig sich von diesen Gefühlen zu trennen, weil sie schon zu einem Charakterzug geworden sind.

Weg zwischen Baeumen

Meditation regelmäßig zu üben kann helfen unerwünschte Gefühle, wie Wut, Frustration oder Schuldgefühle zu erkennen und zu mildern.

Manchmal ist es aber auch hilfreich über mein Selbstbild nach zu denken, oder noch allgemeiner: Wer bin "ich" eigentlich? Was macht mich aus? Bin ich meine Wut oder andere Gefühlszustände? Warum gerate ich so ausser Kontrolle?

Baumgruppe

Über das Thema "Was ist dieses Ich?" gibt es sehr interessante Gedankengänge im Buddhismus, die auch einem Nichtbuddhisten die Gelegenheit geben einen Schritt zurück zu treten und Urlaub zu machen vom Ich. Da kommen Gedanken wie: "Wer bin ich (hier) eigentlich?" Oder "Was rege ich mich eigentlich so auf" ganz selbstvertändlich

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