31.01.16 Thema "Entwicklung"
Es gibt Erfahrungen im Leben, die uns ganz besonders prägen und Menschen, die beabsichtigt oder unbeabsichtigt, zu unseren größten Lehrern werden.

Eine der wichtigsten Lektionen habe ich von meiner Mutter erhalten. Zwischen uns gibt es nicht viel Kontakt und eine Weile gestalteten sich unsere Telefonate immer nach dem gleichen Schema. Sie rief mich an und kam ohne Begrüßungsformel oder höfliches Geplänkel gleich zum Grund Ihres Anrufes: "Sag mal weisst Du wo Deine Schwester ist?"



Das musste ich regelmäßig verneinen. Da wir beide schon viele Jahre erwachsen sind und jeder sein eigenes Leben führt, bin ich meist nicht darüber informiert was meine Schwester tut.

Unser Gespräch fand sein regelmäßiges Ende mit folgender abschließender Formel: "Ach so, ich habe sie nicht erreicht, ich hoffe es ist ihr nichts passiert...?!? Na danke Dir und tschüß:" Davor und danach gab es zwischen mir und meiner Mutter monatelang keinen Kontakt.

Erst als ein guter Freund mir folgende Erklärung gab konnte ich verstehen wie essenziell diese Erfahrung für mich sein würde. Er meinte er habe vor Jahren schon enttäuscht beschlossen, wer ihn nicht anrufen möchte braucht das auch nicht zu tun.

Auf mich gemünzt würde ich sagen, wer nicht wissen will wie es mir geht, muss das auch nicht wissen.



Mit den vorüber ziehenden Jahren ist mir klar geworden das diese Lektion wesentlich tiefer geht als ich zunächst angenommen hatte, denn Menschen betreten unser Leben und verlassen unser Leben. Oft bleibt uns nur die Möglichkeit sie zu verabschieden oder zu begrüßen. und im übrigen unser Leben zu leben. Sich gegen den Fluß des Lebens zu stemmen tut weh und hat eher destruktive Auswirkungen.

Manchmal, und mit zunehmendem Alter immer öfter, gehen Menschen für immer von dieser Welt, auch das müssen wir lernen hinzunehmen. Es kommen andere Menschen nach. Solange wir leben lernen wir neue Leute kennen. Wir müssen offen sein und sie begrüßen können, sonst bleibt unser Leben stecken.

Wir sind in diese Welt gekommen um mit dem Fluß zu schwimmen, uns der Strömung hinzugeben, oder die Welle zu reiten. Wir sind nicht hier um die Erde aus ihrer Umlaufbahn zu werfen. Wir sind da um das Zusammenspiel zu genießen und aus der Fülle zu schöpfen. Das Leben hat für uns reichlich gedeckt, das gilt es nicht zu vergessen.

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