01.05.14 Thema "Achtsames Essen"
Im Buch wird beschrieben, dass viele Menschen nicht einen Bissen nach dem anderen nehmen, sondern die einzelnen Bissen "überlagern". Also schon auf die Gabel häufen, während der vorhergehende Bissen noch im Mund gekaut wird, oder das Essen auf dem Teller herum schieben, während man kaut.

Das soll diese Woche anders sein. Dennoch erwische ich mich immer wieder dabei. Es kostet Konzentration es nicht zu machen, aber gerade das ist ja die Herausforderung und eine kleines Gehirntraining zur Konzentration.

Spargelteller mit saurer Sahne

Heute habe ich die Übung mit einem Text verbunden, den ich gelesen habe:

Thich Nhat Hanh, Die Heilkraft buddhistischer Psychologie (Kapitel: Der Fluss des Bewusstseins) zum Thema kinematografische Natur:

"Wenn sie einen Film ansehen, haben sie den Einruck, dass da wirklich eine Geschichte passiert. Aber wenn sie den Film anhalten und ihn untersuchen, stellen Sie fest, dass es nur einzelne aufeinander folgende Bilder gibt, die den Eindruck vermitteln es handle sich um eine Einheit, um ein Kontinuum."

Wenn der Kellner nach dem Essen fragt: "Hat es ihnen geschmeckt?" Antworten wir so etwas wie "gut" oder "schlecht". Wir sagen nicht: "Bissen 1-5 war sehr gut, danach wurde etwas zu scharf und ab Bissen 12 war das Gericht kalt... Wir konstruieren also auch eine Einheit - meist sogar ohne es zu merken.

Spargelteile

Ich koche heute Abend ein Pfannengericht, bestehend aus grüner Spargel, Champignons, getrocknete Tomaten und Tomatenpesto. Schon der Spargel hat verschiedene Teile, die unterschiedliche Konsistenz und Geschmack aufweisen: Spargelspitzen und Spargelkörper.

Ich suche mir ein neues Gewürz aus meiner Sammlung. Heute hatte ich viel Ruhe über den Tag hinweg und wähle aus diesem Grund etwas scharfes.
Scharfmacher


Nachdem ich durch dieses Gewürz eine einheitliche Note gleichverteilt in die Pfanne getan habe, reibe ich Parmesan hinzu. Dieser schmilzt sofort und kann durch unterrühren gut verteilt werden, was wiederum die Illusion eines einheitlichen Geschmacks verstärkt. Ein Löffelchen saure Sahne und fertig ist das Gericht.

Spargelpfanne

Beim Zusammenstellen des einzelnen Bissens achte ich darauf, dass die Anteile (Champignon, Spargel, Tomate) bei jedem Bissen gleich sind, also viel Spargel und etwas weniger Champignon und ganz wenig Tomate (weil letztere sehr intensiv schmeckt). Das gelingt nicht immer, so dass es Geschmacksunterschiede gibt, auch die Schärfe summiert sich im Laufe der Malzeit in meinem Mund.

So genau habe ich den Essvorgang bisher noch nie analysiert - wieder eine bewusstseinserweiternde Erfahrung! Dennoch muss diese knochentrockene Analyse nicht jedes mal sein, aber für diese Woche ist es interessant.

Ach ja... und selbstverständlich ist alles was ich koche (schon aus Prinzip) lecker!!! ;-)

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